Athene und der Kentaur
Athene und der Kentaur [05-2015]
Der Titel ist unwichtig, den entnehme ich einem meiner Hefte zur Kunstgeschichte. Das Bild könnte auch „Karl“ oder „Maria“ heißen, aber „Athene und der Kentaur“ passen besser zu der weiblichen Figur und dem Objekt, das im Vordergrund steht. Das Objekt im Vordergrund ist ein Schnitzwerk nach dem Vorbild „Muschi“, meinem Motorrad, welches sich so überraschend wie selbstverständlich in mein Leben gestellt hat, und noch viel schneller wieder hinaus.
Dieses Bild handelt zunächst von der Quelle der Information – mit Information als höchstem Wert. Natürlich hatte die Information über die Lottozahlen von morgen schon immer einen hohen Wert, jene Information aber, die ich meine, wird benötigt, um einen Schöpfungsakt einzuleiten, vergleichbar mit dem Akt des Kinderkriegens, nur mit dem Hirn anstelle des Gemächts.
Woher bezieht der Maler seine Information? Aus dem Inneren, aus dem Äußeren? Aus dem Inneren kommen Emotionen, aus dem Äußeren kommen Dokumente. Ein gutes Bild speist sich aus beidem. „Innen“ ist die Ablagerung von Erfahrungen, vermischt mit Instinkt und Erbe, „Außen“ ist das Neue, das dazu kommt. Athene im Kreise ihrer Musen, mit ihrer Entourage, mit all den Disziplinen, Architektur, Bildhauerei, Malerei, Buchkunst usw. — so war es früher. Heute genügt allein Athene als Universalistin, alle Programme und Plots hat sie drauf. Bildhauerei hat sie längst gegen Video eingetauscht, Malerei gegen Foto. Das Performative liegt ihr sowieso. Sie macht alles, sie kann alles! Athene wird zur Frau, die Wache schiebt, während der Künstler arbeitet – eine Schönheit, die sanft auf den Künstler blickt, stets mit den Worten auf den Lippen:
„Du kannst mich jederzeit haben, wann immer Du magst. Mach Dir darüber niemals Sorgen! Ich gebe Dir die Zeit, die DU auf der Suche nach der „Richtigen“ vergeudet hast. Du brauchst auch keine Kinder, die Dich bei der Arbeit stören, weil ich bin kindlich für Dich genug.“
Mittelalterliche Heraldik heute:
Kawasaki = grün
Honda = gold
Harley = schwarz
BMW = blau
KTM = orange
Ducati = rot
Die Architektur als fester Raum, das größtes Hindernis der Malerei, wird durch ein Architektur-Modell ersetzt, somit lässt sich der Raum an jeder Stelle gleich gut begreifen, bevor dieser zur Fläche (Bild) wird. Die Skulptur bringt Nebensächliches wie starre Bewegung ins Bild. Austauschbare Mode wird durch Nacktheit ersetzt, das Kleid wird zum Himmel.
Der Kentaur, ein rotes Bike als Maschinentier, das muss ein Bulle sein, ein Red Bull. Zwischen Maschine und Tier vermitteln nicht nur der hl. Georg und sein furchtloses Pferd im Hintergrund, sondern auch das organische Material Holz, aus dem der Kentaur gecarved ist. Das Leben in der Maschine wird durch die zu Boden gefallenen Holzspäne deutlich gemacht. Diese zeigen nicht nur den zeitlichen Ablauf der Entstehung der Plastik, sondern sie stellen auch klar, wer sie geschaffen hat, durch eine unübersehbare Signatur, ausgeführt in Ducati-Rot. Ein roter Gitterrohr-Rahmen hält wie ein Brustkorb das Herz und die Lunge des Kentauren zusammen, die extrem schlanke Taille zeugt von dessen Sportlichkeit.
Ein Bild ist eingefrorene Zeit, der Stillstand der Zeit, das Gegenteil von Zeit! Wir mögen Bilder, weil die Zeit darin nicht vergeht. Das Porträt konserviert das jugendliche Äußere. Verstärkt wird dieser Umstand durch Gegenstände im Bild, deren Natur Bewegung ist, wie bei einem Stier oder Motorrad. Motorräder sind die allerschönsten Skulpturen, wenn man es erträgt, dass sie sich nie bewegen werden. Denn sobald sie sich bewegen, altern sie schnell, und sind somit keine Skulpturen mehr. Das hölzerne Schnitzwerk hat dieses Dilemma überwunden. Die vorliegende Fotografie ist das fertige Kunstwerk. Durch den permanenten Umgang mit Fotografie ist uns die Bildsprache der Fotografie zu dem geworden, was vor der Erfindung von Foto als Bildträger die Malerei für die Menschen gewesen ist – der Normalzustand. Ein Normalzustand kommt für Kunst jedoch nicht in Frage! Es braucht weitaus mehr
. Wenn auch die digitale Verarbeitung von Fotografie einen fließenden Umgang mit festen Begriffen möglich macht, so kommt es zum eigentlichen Kick erst durch ‚das Beschießen‘ der dokumentarischen Bildebene der Fotografie von heute durch die emotionale Bildebene der Malerei von gestern. Die Zeit, die es einzufrieren gilt, wird durch ein paar Kunstgriffe zum Zeitraum: Zum einen durch die historische Dekoration aus mehreren kunsthistorischen Epochen, zum anderen durch die gleichzeitige Verwendung von ‚Bild heute‘ und ‚Bild gestern‘. Dabei interessiert es mich eigentlich gar nicht, ob etwas neu oder alt ist, ‚ewig‘ muss es sein!
Erst durch die Hinzunahme von Vergangenheit kann die Gegenwart die Zukunft zeigen (In den ersten Science Fiction-Filmen tragen die Raumfahrer beim Flug zum Mars Kostüme wie antike Römer). Durch Zitate wird das Eigene zum Allgemeinen. Vom barocken Deckenfresko bis zur Foto-Abmalung der Pop-Art erstreckt sich der Bogen der Malarbeit. Bei mir gehört der aufwendige Modellbau zur „Malerei-Vorarbeit“ oder „Pre-Production“, und die Fotografie steht nicht, wie es ob all der feinen Aufnahmetechnik eigentlich sein könnte, für sich alleine als neue Bildsprache da, sondern sie wird mit den viel älteren Maltechniken gemischt, um am Ende des Tages von beidem, vom Alten und vom Neuen, vom Gepinselten und vom Fotografierten, vom Emotionalen und vom Dokumentarischen, nur das Beste zu nehmen.
Schaue ich während des Schreibens aus dem Atelierfenster, sehe ich viele unterschiedliche Motorräder und Fahrer. Einer ist aber als (vorausgesetzte) Analogie zwischen Einst und Jetzt besonders auffällig: Dürers Ritter aus dem Kupferstich „Ritter, Tod und Teufel“ (1513). Er sitzt aufrecht auf der R1200 GS von BMW, die in ihrer Größe und Geländegängigkeit dem Pferd des Dürer-Ritters sehr nahe kommt. Der R 1200 GS Fahrer trägt einen farblosen Anzug und einen farblosen Integralhelm, dessen Kinnlade hochzuklappen ist, genau wie bei seinem archetypischen Vorbild im Kupferstich von Dürer. Er steht für ‚das Gute‘, ‚das Besonnene‘, und bis vor kurzem, bis ähnlich starke Motorräder dank „ride-by-wire“ auch für den Anfänger fahrbar geworden sind, auch für ‚das Starke‘. Aufrecht, der Oberkörper im rechten Winkel zum Tierkörper wie ein moderner Kentaur (eine Fusion von Mensch und – nicht Pferd, aber Maschine mit Pferdestärken), sitzt er auf dem Bike, den Helm im Urban-Modus hochgeklappt. Eine Freisprechanlage unterstreicht ‚das Gerechte‘, das er auf der Straße ausstrahlt, als hätte er direkten Draht zu Gott. Das Format „naked bike“ wurde von anderen Herstellern übernommen, der Familie der „streetfighter“ zugeführt, und mit ähnlich martialisch klingenden Namen wie „Bandit“, „Ninja“ der „Monster“ von Ducati angeglichen.
Die Fotografie und die Malerei leben seit vielen Jahren sehr gut unter einem gemeinsamen Dach. Seit der Umstellung der Welt von analog auf digital müsste man eigentlich auch sehr viel an der Sprache ändern. Das was landläufig als „Malerei“ bezeichnet wird, sollte fortan als „Pinselei“ besprochen werden, und Fotografie sollte in mehrere Unterbegriffe geteilt werden. Gut zu sehen ist die Heirat von Malerei und Fotografie im Familienbild von Franz von Lenbach. Den Drahtauslöser in der rechten Hand beugt sich der Malerfürst in den Bildmittelpunkt, als könnte er kaum glauben, dass alles im Raum durch die winzige Öffnung in der Linse passen wird. Auch Klimt hat für seine berühmten Porträts zunächst einen bunten Teppich von Farben (nach japonistischer Mode der Zeit) auf die Leinwand gepinselt, um dann ein von (seinem Fotofreund) Ernst aufgenommenes Foto der zu porträtierenden Person darin zu platzieren und anschließend abzumalen. Die Bild-Farben wurden zu jener Zeit frei erfunden, die Farben der Haut der Lippen, der Haare wurden bei einer Sitzung erfasst und aufgeschrieben. Das Kolorieren der s/w Fotografie (mit Farben), welche der „Teppich“ dem Kopf beisteuert, führte zu einem Porträt, bestehend aus Kopf, Körper hinter Kleid und zwei frei erfundenen Händchen und Füßchen. Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Deutsche Popart mit Polke und Richter aus der Asche, in deren Farbe Grau, bis zu den Siebzigern, dann war Schluss mit Trauer, da wurde alles wieder modern und bunt.
Dank der Entwicklung bei der labortechnischen Bildausgabe ist es heute möglich, Museen zu füllen. Es kann nur noch eine Frage der Vermarktung sein, ob Fotopapier an die Stelle gehängt werden kann, wo vormals Leinwand hing. Die Eheleute Becher jedenfalls haben einen Lehrstuhl für Fotografie an der angesehenen Kunstakademie Düsseldorf erfolgreich ausgefüllt, zunächst noch vom Direktor Lüpertz in den Dachboden der Akademie verbannt, vom Fotomaler Richter im selben Lehrkörper wenig unterstützt, und erst mit Andreas Gursky zu populistischem Weltruhm (Volksruhm) geführt; nach Lüpertz und Richter nicht mehr unter dem Titel „künstlerische Fotografie“, sondern jetzt endlich der Malkunst zugeführt als „Freie Kunst“.
Die Altvorderen wollen malen, pinseln, die Jungen wollen knipsen. Erstere schwören auf den Wert des inneren Reichtums, letztere glauben nur der Fotografie, weil diese aus dem Labor, und nicht aus dem Atelier, zum Sammler kommt, weil diese frei von Künstler-Dreck und -Schweiß ist, vielmehr durch sterile Labortechnik entsteht. Ich kenne und schätze beides gleichermaßen, und dank der einhelligen Vereinbarung der Menschheit auf eine Welt von Nullen und Einsen, kann dieser innere Kampf / Pinsel oder Kamera / auf einer gemeinsamen Bildebene befriedet werden. Die Fotografie ist, sprachlich betrachtet, lesbare Information, die Malerei spendet fühlbare Information. Ein gutes Bild besteht und entsteht aus lesbarer Emotion und spürbarer Information. Betrachten wir die guten Bilder, so sehen wir auch bei den alten Meistern an manchen Stellen ein Bildgewebe, welches sich aus heutiger Sicht hoch fotografisch ausnimmt, während andere Bildpartien auffällig erfunden wirken. Die Frage lautet also, hat der Künstler unterschiedliche Informationen benützt, unterschiedliche Quellen gehabt?
Beim Isenheimer Altar von Matthias Grünewald (1506-1515) wird schnell ersichtlich, dass die Figuren der Kreuzigungsszene frei erfunden sind, das Kreuz selber vor einem Erdhaufen steht, und dass dessen Querbalken lange Zeit gut im Licht, oder im Setting oder Aufbau, ich sage ‚Modellbau‘, stand. So lange, dass der Maler, welcher es auch immer gewesen sein mag – bei anderen Großproduktionen wie zb. „The Lord of the Rings“ wissen wir es auch nicht, wer von den 3000 Mitwirkenden was genau gemacht hat – genügend Zeit gehabt hatte, um den Querbalken so durchzuarbeiten, dass dieser aus heutiger Sicht fotografisch /fotorealistisch anmutet. Das lebende Modell hingegen bewegt sich, bekommt Hunger, verlangt Geld für die Zeit, und wird so zum ewigen Prüfstein für gute Bilder.
Erst die Fotoabmaler oder Übermaler bezwingen diesen Berg, weil das Foto überall fotografisch still hält, wenn es als Modell für die Kunst zu stehen hat. Das führt zu einem sehr hohen Anteil von malerischem Gewebe im Bild, das in Ermangelung von Kontrasten des Fotos bald zur eigenständigen Kunst wird. Aber Gerhard Richter malt weiter nur Fotos ab, und er wird die Fülle an Information, die es auf den Fotos zu lesen gibt, gar nicht verwerten können, und wohl auch deshalb die frische Ölfarbe mit dem Dachshaarpinsel verwischen, damit alle harten Linien und Kanten, welche das Bild deutlich machen, weich, und damit allgemeiner und abstrakt werden. „Wie kann denn Ölfarbe auf Leinwand unscharf sein?“, hält er den Kritikern entgegen.
Mein neuer Ansatz führt plakativ Athene ins Feld – wie könnte es an Information mangeln, wenn Athene und ihre Entourage im Spiel sind? Athene ist das frühere Kürzel für Inspiration, heute steht es für Information. Sie sitzt auf der Wolke der Leichtigkeit, im Farbraum der künstlerischen Allmacht. Performt wird sie von einem Modell. Das Fotomodell verleiht Athene ein Gesicht, spendet die Information, die es braucht, um ein Kürzel für alle Tugenden zu schaffen. Noch sitzt sie nackt in einem Himmelskleid, nur ein paar Wölkchen verdecken…Die langen Beine sind kaum zu begreifen, Schuhmodelle fangen sie ein, der einzige Punkt im Bild, wo der Künstler das Modell reguliert, um Zeit zu gewinnen, Zeit, um auch die Bewegung der Beine einzufrieren, damit diese möglichst scharf gestellt und später scharf gemalt werden können. Dazu braucht es Information. Alles andere endet in Emotion und entspricht so niemals der Vorstellung von Athene. Im Zuge der späteren Foto-Abmalung werden viele Linien und Kanten verschwimmen, in malerischer Emotion.
Die Füße von Athene werden in den high heels festgemacht, gegen das Verwackeln und das formlose Flattern der Beine, so wie das bei einem Foto-Modell sonst kaum zu verhindern ist, sobald dieses den Boden der Realität verlässt, um den Himmel der Kunst zu „erklimmen“. Da scheitert das Unternehmen nur allzu leicht, wenn Kontrolle über das Bild verloren geht. Deshalb hat Grünewald seinen Christus am Kreuz nach einem Schnitzwerk gemalt und gar nicht erst versucht, einen Menschen aus Fleisch und Blut dafür einzuspannen, auch wenn dieser schon hätte tot sein dürfen und darüber hinaus auch leicht mit Nägel zu befestigen gewesen wäre. Allein die Füße des Gekreuzigten sind ein Tageswerk, man sieht das, wenn man davor steht, in der Dominikanerkirche von Colmar, am Ort seiner Aufstellung, wie in einem IMAX-Kino aus dem Mittelalter
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. Die Füße sind so groß wie ein Gebirge, wenn man sie in Augenhöhe betrachtet, so abendfüllend wie ein ganzer Teil aus der Hobbit-Trilogie.
Holz als Material vermittelt bestens zwischen Leben und Tod, zwischen Bewegung und Stillstand. Pflanzen bewegen sich langsam, das spendet Zeit für die Bildarbeit. Ganz anders sind Menschen getimed, deren höchste Ziele Beweglichkeit und Mobilität sind. Schnell sein ist Gott, Zeit ist Geld! Deshalb ist es ein sportliches Motorrad, das im Bild für den Menschen steht. Gefertigt aus dem selben Lindenholz wie die Schuhe von Athene, bezieht das Bike sein neues Timing. Die tödliche Raserei weicht einem Stillstand und spendet Bild. Es wird von seiner eigentlichen Funktion befreit und so für eine neue Funktion vorbereitet. Die neue Funktion ist nicht die eines Traumverstärkers, so wie das bei herkömmlicher Motorrad-Fotografie der Fall ist, und auch kein Netz zum Auffangen aller bösen Gedanken. Die neue Funktion ist die eines Kürzels für Schönheit, welches ganz leicht in unsere Wahrnehmung und Vorstellung als das Männliche eindringt. Die roten Lackteile erinnern ein wenig an Lippen. Diese steuern plakativ jene Erotik bei, die vorher dem Modell entzogen wurde.
Das ‚heiße Eisen‘ aus Holz steigt aus einem Brunnen von Holz. Was für eine Weitsicht hatte ich damals, als ich 1994 so viel Lindenholz im Haus meiner Eltern einlagerte, um es jetzt zwanzig Jahre später zu verarbeiten! „Wirst Du das jemals brauchen?“, habe ich mich damals gefragt – und ja, es war wie einen verlorenen Schatz wiederzufinden, als ich das Holz vor einem Jahr wiederentdeckte, unter all den Sachen, die meine Mutter im elterlichen Haus in den Jahren darauf gestapelt hatte, in der Garage hinter der Renner-Werkstatt! Einen Zentimeter trocknet Holz per anno, auch die dicken 20iger Staffeln sind somit jetzt gut trocken für das Schnitzwerk, an keiner Stelle springen sie auf. Das Material ist die halbe Miete beim „carven“, wie ich zum „schnitzen“ gerne auf Neudeutsch sag‘. Am Boden links im Bild liegt ein verleimter Pfosten aus diesem unbezahlbaren Material, zusammengeleimt von Roman Schörghofer, dem großen Kunsttischler in Anthering, einem der letzten auf diesem Niveau. „Bei mir ist da immer der Wurm drin im Lindenholz!?“, sagte er neidvoll, der Neidhardt, Nitthartdt, Grünewald-Altar-Kreuzigung-Pfosten-Zulieferer mit dem schönen Haus am Land. „In ganz Österreich ist der Wurm drin, wenn es um die sog. Bildhauerei geht, nicht nur in deiner Linde!“, antwortete ich.
Da ist der plastische Modellbau in meinem Bild eine sehr viel größere bildhauerische Leistung, nicht von ungefähr hat sich meine Signatur genau in diesen Bereich des Bildes eingeschrieben. Aufwendig gecarved als Zeitvertreib, als Zeitvernichtung, um Zeit zu nehmen, aus dem Bild. Diesmal nicht durch Einfrieren, sondern durch Verlieren oder durch Vergeben von Zeit, besser gesagt. Nur langsam hergestellte Zeit kann gut eingefroren sein im Bild. Das was die Fotografie zunächst an Zeit erspart, muss ja irgendwo auch wieder abgebaut werden. Was für ein Glück muss es sein, Fotograf zu sein! Ein Klick und den Rest der Zeit nur auf den nächsten Klick warten! Mit demselben Timing, mit dem ich auf den Auslöser drücke, könnte ein Maler aus einer früheren Epoche lässig die Signatur mit dem Pinsel hingeworfen haben. Mein Timing im Zeitalter der Reproduzierbarkeit von Bild erlaubt mir demnach, ganz langsam zu arbeiten, an der selben Signatur, Stück für Stück frei zu legen von meinem Namen, und mir dabei bewusst zu werden, dass ich es bin, der hier die Natur kontrolliert, und so zum Künstler wird. Was nicht dazu gehört, fällt zu Boden.
Und warum wird aus Athene eine Europa? Europa wird seit der Zeit der Kreuzzüge häufig als Pallas Athene verbildlicht, „den Helm auf dem Haupte, mit einer Hand einen Zepter, und mit der andern ein Horn des Überflusses haltend“, wie dies Gottsched, der große Theoretiker der frühen Aufklärung, in seinem Handlexicon der schönen Wissenschaften und freyen Künste von 1760 beschreibt. Ein Pferd (Motorrad) war ihr zur Seite gestellt, und diente dazu, Europa von den anderen Weltteilen zu unterscheiden, oder um, wieder nach Gottsched, „vielleicht auch ihre kriegerische Gemüthsart anzuzeigen“, oder es deutet auch nur schlechtweg an, „daß sie eine große Menge dieser Thiere ernähret.“ Europa und Athene verschmolzen ergeben also eine aufgeklärte Herrscherin, Kriegerin und Ernährerin, und keinesfalls ein schwaches, geraubtes Prinzesschen.